Karl-Friedrich Schinkel  und JGS
Archiv
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SchadowGesellschaft e.V.

Internationales Forum für Kunst, Bildung und Wissenschaft

Gemeinnützige Körperschaft

gegr. 1985

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Die Schadow-Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, die Vergangenheit am Leben zu erhalten und zu dokumentieren und gleichzeitig die Gegenwartskunst zu pflegen, um in der Zukunft eine Fülle lebendiger Kunst und Kultur zu haben. Die breite interessierte Öffentlichkeit soll sich daran immer erfreuen können.

Deshalb werden das Archiv und die Genealogie mit dem Ziel ausgebaut, die Genealogie der Schadows zu erforschen und zu publizieren. Im Zentrum der Arbeit stehen das korrekte Erstellen der Ahnentafeln und der Biographien als auch die Erforschung des Lebenswerkes. Ob kleine Anekdoten oder die großen interessanten Geschichten - sie sind Mosaiksteine des Gesamtbildes. Das Sammeln und Archivieren der künstlerischen Werke und Schriften der Familie werden gefördert und unterstützt.

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Um dieser satzungsgemäßen Aufgabe gerecht zu werden, richtete die Schadow-Gesellschaft e. V. 1985 ein Archiv ein. Aufgabe des Schadow-Archivs ist die Sammlung, Archivierung, Dokumentation von und die Quellenforschung in:

o kunsthistorischen und wissenschaftlichen Schriften, Büchern und Texten,

o enzyklopädischen und lexikalischen Einträgen,

o Urkunden, Schriftstücken, Originalen und Repliken,

o genealogischen Daten und Ahnentafeln: Hierzu richtete das Archiv eine genealogische Forschungsstelle ein.

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“Johann Wolfgang von Goethe”

Von Johann Gottfried Schadow 1823 in Marmor. Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie.

Schadow und der Weimarer Dichterfürst hatten ein ambivalentes Verhältnis. Dem Repräsentanten der deutschen Klassik, der in seinen Werken dem griechischen Schönheitsideal huldigte, musste der nicht allein der Antike verpflichtete Realismus Schadows und seiner Berliner Kollegen fremd gewesen sein. In einer Kritik von 1801 schrieb Goethe in der Zeitschrift “Propyläen”, dass in “Berlin [...] außer dem individuellen Verdienst bekannter Meister der Naturalismus mit der Wirklichkeits- und Nützlichkeitsforderung zu Hause zu sein” scheint.

Schadow erwiderte mit einer Darlegung seiner Kunsttheorie in der Zeitschrift “Eunomia”. Durch die spätere Zusammenarbeit am Blücher-Denkmal in Rostock (1816-19), besonders aber durch Schadows “Goethe-Medaille”, wurde das Verhältnis wesentlich verbessert. Schadows Goethe-Büste steht als Zeugnis einer Annäherung am Ende dieser Auseinadersetzung.

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Sibylle Badstübner-Gröger / Claudia Czok / Jutta von Simson:

Johann Gottfried Schadow

Die Zeichnungen,

Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft 2006,

3 Bde., 183 S. + 816 S., 2200 Abb., ISBN 978-3-87157-190-9, EUR 248,00

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Rezensiert von:

Thomas Blisniewski

Institut für Textilwissenschaft, Universität zu Köln

Johann Gottfried Schadow (1764 - 1849) war ein leidenschaftlicher und

virtuoser Zeichner. Seine "Zeichnungen sind wohl die größte Überraschung, die das Werk des Meisters bietet, weder in dieser Anzahl, noch in dieser Qualität vermutet man sie bei einem Bildhauer", schrieb 1909 der Altmeister der Schadow-Forschung Hans Mackowsky (91). An dieser Aussage hat sich nichts geändert, und die Erschließung des zeichnerischen OEuvres Schadows war stets ein Desiderat.

Sibylle Badstübner-Gröger, Claudia Czok und Jutta von Simson haben nun dieses Werkverzeichnis der Zeichnungen vorgelegt. In drei opulenten und großzügig bebilderten Bänden (einem Text- und zwei Katalogbänden, im Textband zudem hervorragende Farbtafeln) stellen die Autorinnen die er- haltenen Zeichnungen Schadows zusammen. Sie kommen dabei auf 2.014 Zeichnungen, wobei sie von "ursprünglich wohl mehr als 3.000 Blätter(n)" (91) ausgehen. Davon waren in der Forschung bislang nur etwa 300 Blätter (91) publiziert, meist in engem Kontext zu den bildhauerischen Arbeiten.

Wenige Abhandlungen befassen sich explizit mit Schadows Zeichnungen, an älteren Arbeiten vor allem Mackowskys Veröffentlichung des so genannten Familienalbums [1] und Ragallers Studie über die Skizzen und Zeichnungen Schadows im Berliner Kupferstichkabinett. [2] Wohl als "Nebenprodukt" des besprochenen Werkes hat die Berliner Akademie der Künste in den letzten Jahren mehrere kleine Ausstellungen initiiert, die den Blick auf den Zeichner Schadow lenkten.

So ist das Werkverzeichnis in hohem Maße ein Vorstellen von weitgehend unbekanntem Material. Nach Mackowskys Katalogen der Grafik (1936) und der Bildwerke (1951) ist nun das gesamte OEuvre des Künstlers erschlossen. [3]

Nach einem einleitenden Essay Werner Hofmanns führen die Autorinnen im ersten Band mit kleineren Aufsätzen in den Problemkreis ein. Dabei werden die Hauptaufbewahrungsorte der Schadow-Zeichnungen (meistBerlin) genannt, deren Bestand charakterisiert und die Provenienzen er- läutert (91-94). Anschließend gliedern sie das Zeichnungsoeuvre in vierzehn "Sujets und Themen" (95-116). Mehr als 2.000 Zeichnungen in ein solches System einzuordnen ist problematisch, doch in der Summe überzeugend gelöst. Allerdings wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, die Aktdarstellungen aus "Zeichnungen nach antiker Skulptur" (95-97) und "Der Akt und der Körper im Gewand" (97-99) zusammen zu fassen; Schadows Gestaltungs- prinzipien wären dann deutlicher hervorgetreten. Doch strebt die gesamte Arbeit weniger die kunsthistorische Durchdringung der Zeichnungen eines Bildhauers an, denn das Vorstellen von Unbekanntem.

Weitere Themenkreise sind z.B. "Bewegungsstudien" (99-100),

"Entwurfszeichnungen zu Bildhauerarbeiten" (100-101),

"Grabmäler" (101-102), "Porträts" (104), "Karikaturen" (109-110). Dass ausgerechnet die Überschrift "Literarisches" (111) als "Liertarisches" falsch gesetzt wurde, ist bedauerlich, ebenso wie die falsche Nummerierung von Abbildungen (so 31: Abb. 1 statt 31).

Die Autorinnen wenden sich sodann Datierungsfragen zu (117-121). Von den mehr als 2.000 Zeichnungen sind nur etwa 300 von Schadow selbst datiert, für weitere 150 lässt sich die Entstehungszeit durch

Auftragsvergaben etc. erschließen (117). Eine stilkritische Datierung der Blätter ist kaum möglich, da sich Schadows Zeichenkunst nur schwer in Entwicklungsstufen gliedern lässt (117). In diesem Zusammenhang scheinen sich die Autorinnen Helmut Börsch-Supans Meinung anzuschließen, der 1983 schrieb: Schadow "beherrscht viele Möglichkeiten des Ausdrucks und wählt sie nach Laune" (118). Dass diese "Möglichkeiten" aber Fragen aufwerfen, wird ausgeklammert. Ist es wirklich nur eine "Laune" des Künstlers, welche "Möglichkeit" er wählt? Oder ver- birgt sich dahinter nicht das Problem der Funktion der jeweiligen Zeichnungen? Nur bei Zeichnungen, die plastische oder druckgraphische Werke vorbereiten, wird diese Frage marginal thematisiert. Bei Bildhauer- zeichnungen ist grundsätzlich zu unterscheiden, ob sie als Vorstudien zu bildhauerischen Arbeiten gedacht sind oder nicht. Denn hier besteht die Spannung zwischen der Zweidimensionalität der Zeichnung einerseits und der Dreidimensionalität des Vorzubereitenden andererseits.

In einem weiteren Abschnitt des ersten Bandes werden "Werkgruppen" vorgestellt (122-140), womit das Familienalbum (eine posthum zusammen- gestellte Sammlung von Porträts aus dem Familien- und Freundeskreis, 122-123), Skizzenbücher oder die Zeichnungen, die bei Zusammenkünften des von Schadow mit gegründeten "Berlinischen Künstler-Vereins" ent- standen sind, gemeint sind (124-125). Auch die "Vermessungen zum Polyclet" (134-140) oder die "National-Physiognomien" (141-144) werden derart zusammen gefasst. Abermals stellen sich dem Leser hier funktionale Fragen, weil Zusammenstellungen der Nachwelt, Zeichnungen Schadows für bestimmte Projekte sowie zufällige Gruppierungen (in Skizzenbüchern) zusammengeführt werden.

Den letzten Teil des ersten Bandes bilden ausführliche Register, über die die weiteren Bände erschlossen werden. Ein unvollständiges Themenverzeichnis steht am Anfang. Hier werden zum Beispiel die Parzen, die antiken Schicksalsgöttinnen, nur einmal erwähnt (148, Kat. 14). Katalognummer 14 zeigt aber Putten - keine Parzen (13-14). Im ausführlichen, alphabetischen Register am Ende des Bandes werden die Parzen (171), um beim Beispiel zu bleiben, mit vier Katalognummern 231, 233, 419, 769 aufgeführt. Jetzt wiederum fehlt der Verweis auf das Grabmal des jungen Grafen Blumenthal in Horst in der Prignitz, Kat. 415.

Die Bände zwei und drei listen die Zeichnungen chronologisch auf. In den monogramierten Artikeln zu den Blättern werden die üblichen technischen Angaben vorangestellt, wobei erfreulicher Weise auch die Wasserzeichen der Blätter, soweit ermittelbar, aufgeführt werden. Die Literaturangaben scheinen Vollständigkeit anzustreben und jede Zeichnung wird in aus- reichender Größe abgebildet (hier ist das Lay-Out gelungener als im ersten Band, wo die vielen, guten Abbildungen den Text zum Teil von drei Seiten einengen und einen übervollen Eindruck erwecken).

Schließlich folgen beschreibend-interpretierende Erläuterungen, deren Längen stark variieren. Exemplarisch sei nochmals das Parzenmotiv, bzw. das Grabmal des Grafen von der Mark, betrachtet, bei dem die Parzen in einer Nische sitzen und den Lebensfaden des jungen Grafen durchtrennen.

Katalognummer 231 zeigt einen sehr frühen Entwurf. Dass dies Schadows einzige Zeichnung ist, bei der das Grabmal von Efeu oder Weinlaub über- rankt wird, findet keine Erwähnung (88). Der Bildhauer verlegt das Grabmal nach außen, obgleich die Aufstellung innerhalb eines Kirchenraumes feststand. Zudem wird durch die Ranken der Eindruck von Vergänglichkeit - gleichsam romantisch - evoziert. In diesem Katalogeintrag findet sich im Text ein Platzhalter für einen Verweis auf den Anhang, der nicht ersetzt wurde. So bleibt der Verweis unauffindbar.

Katalognummer 232 zeigt zwei Studien zu sitzenden, weiblichen Gewand- figuren. Diese sind auf ein Blatt gezeichnet, das Ausgaben listet, die Schadow während seiner Italienreise getätigt hat. Fraglich ist, ob Zeich- nungen und Notizen gleichzeitig zu datieren sind. Wären die Zeichnungen bereits in Italien entstanden, so argumentiert Badstübner- Gröger, könnten sie nicht in direktem Zusammenhang mit dem Auftrag des Grabmals von der Mark stehen (89). Könnte Schadow in Berlin bei der Gestaltung der Parzen aber nicht auf die ältere (?) Zeichnung aus Italien zurückgegriffen haben, was bei Art der Figurengestaltung wahrscheinlich wäre?

Jutta von Simson hat die Katalognummer 233 bearbeitet, die sich ebenfalls auf das Grabmal bezieht. Im Literaturverzeichnis wird Petra Maisaks Aufsatz zu diesem Blatt in eine "Festschrift für Christa Lichtenstein" verlegt, doch heißt die Saarbrücker Professorin Lichtenstern. Der Text zitiert die Be- schreibung des Puhlmann'schen Entwurfs des Grabmals nach Mackowskys Paraphrase, obgleich die Primärquelle in Schadows "Kunstwerken und Kunstansichten" kaum mehr Raum einnähme (89).

Dem Rezensenten sei schließlich noch eine allgemeine Überlegung im Kontext mit der Herausgabe solch monumentaler Werkkataloge gestattet: Wäre es nicht sinnvoll, solchen Projekten eine CD-Rom beizufügen, die mindestens Registerfunktionen und Abbildungen enthalten sollte? Manche der zitierten Fehler könnten hier leicht korrigiert und so eine Tradierung vermieden werden. Zudem böte sich dem Benutzer die Möglichkeit, alle Zeichnungen am Bildschirm vergleichen zu können.

Den Autorinnen ist mit diesem Buch, trotz der angemerkten Mängel, ein großer Wurf gelungen. Ihr Anliegen war es wohl, durch die Vorstellung von mehr als 1.500 bislang unbekannten Zeichnungen Johann Gottfried Schadows, neue Impulse für die Forschung zu Schadow und Klassizismus zu geben. Mit diesem - im wahrsten Sinne des Wortes - opus magnum ist ihnen das auf beeindruckende Weise geglückt.

Anmerkungen:

[1] Mackowsky, Hans: Gottfried Schadows Familienalbum, in:

Die graphischen Künste 32.1909, 1-28, und ders.: Katalog der Zeichnungen in Gottfried Schadows Familienalbum, in: Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst 1, Wien 1909, 13-19.

[2] Ragaller, Heinrich: Skizzen und Zeichnungen von Johann Gottfried Schadow im Berliner Kupferstichkabinett, in: Jahrbuch der Berliner Museen NF 2.1960, 116-171.

[3] Mackowsky, Hans: Die Bildwerke Johann Gottfried Schadows, hrsg. v.

Paul Ortwin Rave. Berlin 1951; ders.: Schadows Graphik. Berlin 1936 (= Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte 19).

Redaktionelle Betreuung: Ekaterini Kepetzis

Thomas Blisniewski: Rezension von: Sibylle Badstübner-Gröger / Claudia Czok /

Jutta von Simson: Johann Gottfried Schadow. Die Zeichnungen, Berlin: Deutscher

Verlag für Kunstwissenschaft 2006, in: sehepunkte 7 (2007), Nr. 5 [15.05.2007],

URL: <http://www.sehepunkte.de/2007/05/10095.html>

 

Schadow–Gesellschaft e.V

Hommage à Schadow

zur Erinnerung an Johann Gottfried Schadow am 150. Todestag im Jahr 2000

Anlässlich des 150. Todestages von Johann Gottfried Schadow veranstaltete die Schadow-Gesellschaft e.V. gemeinsam mit dem Verband Deutscher Schriftsteller/ Landesverband Berlin im Zusammenwirken mit dem Künstlerhof Frohnau und mit Unterstützung des Kulturamtes Reinickendorf im Rahmen der dezentralen Kulturarbeit eine Hommage an den Künstler im Literaturhaus. Zu der Festveranstaltung konnte der Präsident der Schadow-Gesellschaft Herr Winfried Hügel neben Gäste aus Politik und Kultur auch Mitglieder der Schadow-Familie begrüßen.

Erstmalig verlieh die Schadow-Gesellschaft im Rahmen der Feierlichkeiten die „Wilhelm von Schadow-Medaille“ an den Schriftsteller und international renommierten Exilforscher Dr. Dr. Henning Müller. Durch die Verleihung der „Wilhelm von Schadow-Medaille“ will die Schadow-Gesellschaft Persönlichkeiten, die sich um die Förderung der Künste und des Kulturlebens durch Wort, Schrift oder Werk verdient gemacht haben, anerkennen und auszeichnen.

In seiner Laudatio charakterisierte Alexander Schadow: „Henning Müller findet die Lösung seines Konfliktes – übrigens der Grundkonflikt seiner ganzen Generation, die im Widerspruch zum Gedankengut der „Generation der Naziväter“ steht – in der konkreten Utopie des mosaischen Sittengesetzes und dem Gebot der christlichen Nächstenliebe, ohne sich dabei konfessionell einbinden zu lassen.

Vielmehr steht er in der aufklärerischen Tradition eines Moses Mendelsohn, Gotthold Ephraim Lessing und der Gebrüder Humboldt. Er ist sich der historischen Verpflichtung bewusst, dass Verbrechen wie in Auschwitz nie wieder geschehen dürfen, dass Juden – aber auch Andersgläubigen – in unserem Vaterland nie wieder ein Leid geschehen darf. Aufklärerisch, mit Zivilcourage wirkte er stets, wo es Not war.“

Das Grußwort des Berliner Schriftstellerverbandes sprach der Vorsitzende des VS Berlin Professor Dr. Horst Bosetzky, wobei er geistreiche Ausführungen zu Johann Gottfried Schadow machte. Weitere Festvorträge folgten u. a. zu „Schadows Briefe aus Stockholm und St. Petersburg“ und „Schadow als Autor und Kunstexperten.“

A bschließend wurde eine Grafik-Edition der Künstler Inna Germanus und Frank R. Myller präsentiert, die als Hommage anlässlich des 150. Todestages geschaffen wurde.

Der nächste Tag galt dem Besuch des Künstlerhofes Frohnau. Nach einer Führung durch die Künstlerwerkstätten durch Dieter Ruckhaberle trug Dr. Dr. Henning Müller Originaltexte Schadows über die Humboldts und Fontanes über Schadow vor.

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Friedrich Wilhelm II von Johann Gottfried Schadow

 

Schadows Briefe aus Stockholm, St. Petersburg und Finnland:

Von Alexander Schadow vorgetragen auf dem Akademischen Forum in Berlin

am 21. und 22. Oktober 2000

In der Korrespondenz gilt es zwei wesentliche Arten zu unterscheiden:

den persönlichen Brief und den öffentlichen Brief. Gemeinsam ist ihnen: Der Autor des Briefes möchte etwas bewirken, möchte emotional oder kurzweilig für sich oder sein Anliegen werben, möchte etwas mitteilen oder berichten. Das gilt für den persönlichen Brief unter Freunden genauso wie für den Leser-, Bewerbungs- oder Liebesbrief. Doch verschiedene Situationen erfordern nicht nur verschiedene Worte, sondern auch verschiedene Formen in der Mitteilung.

Der Brief, [lateinisch brevis, „kurz“], ist eine schriftliche, von einem Boten überbrachte Nachricht, die meist in einem geschlossenen Umschlag steckt. Briefe sind aus allen die Schrift besitzenden Kulturen bekannt. Seit der Antike wurden Briefe bedeutender Personen nachträglich veröffentlicht (zuerst die Briefe des Aristoteles) oder als literarische Kunstform verwandt. Vorbildlich für die spätere europäische Briefkultur waren vor allem die Briefe Ciceros. Im Mittelalter wurden in Europa Briefe in lateinischer Sprache besonders von Geistlichen für seelsorgerische Zwecke geschrieben. Der volkssprachliche Brief, in dem es die Mystiker zu hoher Kunst brachten (in ihrer Nachfolge Martin Luther), setzte sich im ausgehenden Mittelalter durch.

Mit den Humanisten gewann der lateinische Brief abermals an Bedeutung. Um 1750 begann das Jahrhundert des empfindsamen Briefes, das einen wahren Briefkult brachte. Zur Meisterschaft an Eleganz gelangten besonders die Franzosen, z. B. D. Diderot, Mme. de Staël). Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatten Gefühle in Briefen selten eine Chance. Erst in der Blütezeit des privaten Briefes, zwischen 1750 und 1850, erblühte auch die Leidenschaft auf dem Papier. „Oh Sophie … vergiß, dass du eine artige Frau bist, Herz habe, Arme habe, Lippen habe für mich allein", schreibt der Dichter Clemens Brentano 1803 in einem Brief an seine Frau.

Die Literaten des Sturm und Drang und der Romantik machten ihren überquellenden Herzen in Briefen Luft und prägten mit ihren Zeilen den allgemeinen Briefstil. Viele Künstler und Gelehrte unternahmen lange Reisen. Der Brief wird zu einer wichtigen Brücke zur Geliebten daheim.

Im Mittelpunkt meiner Betrachtungen stehen nicht die Briefe Johann Gottfried Schadows, die er bereits in seinem Werk „Kunst-Werke und Kunst-Ansichten“ 1849 veröffentlichte. Im Mittelpunkt der heutigen Betrachtung habe ich die sehr persönlichen Briefe Schadows von 1791 gestellt. Die Briefe Schadows aus Stockholm und St. Petersburg sind an seine zu Hause gebliebene Ehefrau gerichtet. Erstmalig wurden 1864 zur Hundertjahrsfeier der Geburt Johann Gottfried Schadows diese Briefe, nebst einigen unveröffentlichten Aufsätzen und einem Verzeichnis seiner Werke, veröffentlicht.

Herausgeber der 1. Auflage war Julius Friedländer, der bekannte Numismatiker und Kunstkritiker. Die bis dato unveröffentlichten Briefe stammen aus dem Besitz der Familie, insbesondere aus dem Besitz seiner Tochter Lida und seiner Schwiegertochter Eugenie Schadow, geborene D’Alton-Rauch, der Enkelin von Christian Daniel Rauch.

„Auch in diesen vertraulichen Aufzeichnungen treten die vielseitige Bildung, der humane Sinn, die gesunde Lebenslust ihres Verfassers vielfach unmittelbarer hervor, als in den für die Öffentlichkeit bestimmten Schriften.“ schrieb Emil Hübner im Vorwort der 2. Auflage von 1890.

Nachdem Schadow das Grabmal des Grafen Alexander von der Mark, einem natürlichen Sohn des Königs, mit Bravour vollendet hatte, betrieb Heinitz, Minister des Königs und Kurator der Akademie, als Protektor Schadows die Schaffung eines Denkmals Friedrich des Großen. Er organisierte eine Studienfahrt für Schadow. Die Reisekosten von 450 Talern in Gold wurden ihm aus der Kasse der Porzellanmanufaktur vorgeschossen.

Minister Heinitz schickte ihn insbesondere zum Erlernen des Gusses in Erz nach Stockholm, wo, wie er glaubte, gerade die Statue Gustav Adolfs gegossen wurde. Von seiner Freimaurerloge erhielt er noch ein Dokument, das Schadow auf seine Reise nach Stockholm legitimierte, um sich in den dortigen Logen Zutritt zu verschaffen. Es besagt, dass Schadow den Grad eines Lehrlings inne hat und man ihm zu entsprechenden Maurerarbeiten in anderen Logen Zugang gewähren möge.

Ausgestattet mit dem Stipendium und dem Brief trat Schadow am 8. August 1791 seine Reise nach Stockholm an. Zurück ließ er seine Frau Marianne und die Söhne Rudolf und Wilhelm. Er selber schrieb in seinen Lebenserinnerungen:

„Am 8. August trat ich die Reise an. Damals musste man mit dem Postschiff von Stralsund nach der schwedischen Küste hinüber, und hatte man Ystad nach Stockholm noch 60 schwedische Meilen mit Postpferden zu fahren.“

Den ersten Brief schickte Schadow schon aus Ystad, während er sich noch auf seiner Reise nach Stockholm befand. Gerade 10 Tage waren seit seiner Abreise aus Berlin vergangen, da schrieb er:

Mein liebes Weib!

So eben bin ich glücklich an Land gestiegen, unsere Fahrt hat zwei ganze Tage gedauert. Das Vergnügen Dir hiervon sogleich Nachricht geben zu können, ist mir das Angenehmste, was ich mir verschaffen konnte. Auf dem Schiffe hatte ich Muße genug an Dich und unsere Kinder zu denken. Mich, den Entfernten von Euch, mitten auf dem Meere zwischen ungestümen Wellen zu sehen, machte mein Herz beklommen. Wiedersehen muss das alles ersetzen.

Da gerade wieder eine Jacht absegelt, so wirst Du diesen Brief bald erhalten, vielleicht eher als den, welchen ich Dir aus Stralsund geschrieben habe. In sechs Tagen denke ich in Stockholm zu sein. Umarme meine lieben Kinder und freue Dich mit mir, dass ich wenigstens bis hierher glücklich gekommen bin. Grüße unsere guten Freunde, mich dünkt ich sei schon ein halb Jahr von Hause weg. Es wird einem Zeit und Weile lang, ehe man an Ort und Stelle kömmt. Leb wohl, mein Liebstes, ich verbleibe Dein Mann. G. Schade

Dieser Brief Schadows ist geprägt von einer zurückhaltenden Fürsorge und tiefen Liebe zu seiner in der Heimat gebliebenen Familie. Die großen Gefühle sind hier nicht allzu sichtbar.

Knapp drei Wochen später folgte ein weiterer Brief. Er kam aus Stockholm, datiert am 30. August 1791.

Ich bin so verworren, missmutig und zerstört nach Stockholm gekommen, das ich nicht mal einen ordentlichen Brief an Dich, meine Liebe, werde schreiben können.

In seinen „Kunst-Werke und Kunst-Ansichten“ schreibt er in Erinnerung an diesen ersten Stockholm – Aufenthalt: „Dort fand ich die gütigste Aufnahme bei unserem Gesandten, dem Freiherrn von Brockhausen, welcher sich Eleve des Ministers von Herzberg nannte.“ In seinem zuvor erwähnten Brief schilderte er seiner Marianne die Begegnung mit von Brockhausen:

Heute war ich auch beim preußischen Gesandten, ein ganz junger und sehr artiger Herr, der sich zu allem erbietet, aber von allem, was die hiesige Kunstangelegenheiten betrifft, nicht das Geringste weiß. Ich habe heute gleich bei ihm zu Mittag gespeist mit dem Anerbieten, dass ich alle Tage ungebeten kommen könnte.

Trotz vieler anfänglicher Unannehmlichkeiten fand Schadow bald gefallen an Schweden. In Drottinham besuchte er ein Lustschloss des Königs. Er berichtet an die Daheimgebliebene:

Für einen Fremden ist das alles sehr angenehm. Die fremden Trachten, die vortreffliche Musik und Dekoration etc., die Alles leisten, was man nur Schönes sehen kann. Das Alles wird nicht die Abwesenheit von Dir und meinen Kindern ersetzen können. Jetzt fühle ich es, dass ihr mir unaussprechlich wert seid. Was mich hier umgibt, sind Leute die mir und denen ich gleichgültig bin oder deren Freundschaft bis jetzt doch nur Gefälligkeit sein kann. Die Liebe und Zuneigung von allen denen, die mich umgeben, und Deine beständige Sorgfalt für mich, das alles muss ich nun entbehren.

Nun bin ich seit Mittwochabend, den 24. August hier. Heute ist Montag, den 29., und noch habe ich keinen Brief von Dir, da Du mir doch versprochen hattest, ich sollte einen hier finden. Wenn ich meinen Brief noch nicht abgeschickt habe, so liegt die Ursache darin, dass Briefe nach Deutschland nur dienstags von hier abgehen.

Den eigentlichen Beruf meiner Reise habe ich noch nicht unternehmen können und dieser ist gewiss schwerer, als man geglaubt hat. Dem ohnerachtet werde ich nicht eher davon abstehen, als bis ich soviel wie möglich Nützliches dazu gesammelt habe.

Auch in der Ferne lässt Schadow die Berliner Szene nicht in Ruhe. Insbesondere interessiert ihn, „wie es mit meinem Geschäft in Berlin steht. Ob meine Leute sich meine Abwesenheit nicht ein wenig zu sehr mögen benutzen?“ Und er schreibt weiter in die Heimat:

Sage meinen Leuten, ich ließe sie grüßen und sie möchten an meiner Arbeit ihre Zuneigung für mich beweisen. Ach und dann grüße und küsse meine mir die so lieben, teuren Kinder, sage ihnen, dass ich oft, sehr oft an sie denke. Der Himmel erhalte Euch Alle gesund.

Adieu, meine Liebe, meine Teure, meine Gute! Sei ja munter und zerstreue Dich. Gute Gesellschaft kannst Du ja haben und ich versichere Dir, das fühlt man, dass das was wert ist, wenn man sie oft und lang entbehren muss. Könnt ich jetzt nur zuweilen Deine schönen Hände küssen, ich wollt schon zufrieden sein. Ich bin Dein Dir ergebener Mann. G. Schado.

Da Schadow nichts in Stockholm verrichten konnte, brach er auf Anraten des preußischen Gesandten auf nach St. Petersburg. In seinen Erinnerungen schrieb er: „Mein Gesandter gab mir den Rat, eine Gelegenheit zu benutzen, um schnell nach St. Petersburg zu kommen, wo gerade mehrere Figuren in Metall gegossen wurden.“

Tatsächlich war von St. Petersburg als Reiseziel bislang nicht die Rede, sondern lediglich von Kopenhagen und Stockholm. Den vom preußischen Gesandten in Schweden von Brockhausen angeregten Vorschlag muss Schadow somit spontan befolgt haben.

In der russischen Hauptstadt hielt er sich vom 23. 9. bis 11. 10. 1791 auf. An seine Frau schrieb er:

Liebe Frau. Die Nachricht, dass ich jetzt auf dem Wege nach Petersburg bin und Dir davon in Stockholm selbst nicht Nachricht gegeben habe, wird Dich verwundern. Diese meine Abreise ist so äußerst schnell gegangen, weil gerade ein russischer Courier denselben Weg geht, wovon denn der schwedische Gesandte Gelegenheit in Stockholm nahm, mich zu überreden, dieses zu benutzen.

Er schließt die Zeilen abermals in einem Treue- und Liebesbekenntnis zu seiner Familie.

Adieu meine Liebe, meine Teure; mein Herz ist zu voll, wenn ich mich so weit von Dir und meinen lieben Kindern und von allem was mich lieb hat, entfernt denke. Lebe wohl, ich bleibe Dein Dir ganz ergebener Mann G. Schado.

In St. Petersburg berichtete Schadow in seinem Brief vom 23. September:

Hier in Petersburg herrscht ein Luxus, wovon man bei uns gar keinen Begriff hat. Zu Fuß darf man gar nicht gehen und für einen Fremden sind das Wenigste zwei Pferde mit dem er fahren darf, sonst müssen es eigentlich vier sein. Die Stadt ist so entsetzlich weitläufig, dass man nicht zu Fuß fortkommen könnte. Sonst ist man hier sehr gastfrei und ich bin so ziemlich alle Tage wo zu Tische eingeladen. Die Statue Peter des Großen ist eigentlich die Ursache meiner Reise und die habe ich schon gesehen.

Am 14. Oktober 1791 befand sich Schadow auf dem Rückweg nach Stockholm. Aus Finnland schreibt er einen sehr sentimentalen Brief an seine Frau. Ohne Anrede beginnt er sogleich:

Mitten in Finnlands Wäldern denke ich an Dich, meine Liebe, und an meine beider Kinder. Fern von euch, sind meine Gedanken und mein Hertz euch doch immer nahe, bei euch wieder zurück zu sein, ist mein einziger Wunsch, und die Hoffnung diese Augenblicke der Ruhe zu genießen, lässt mich alle Verdrießlichkeiten mit Geduld ertragen, welche solche grosse Reisen natürlicherweise mit sich führen.

Mein russisches Fuhrwerk ist zerbrochen, und ich liege hier in einem finnischen Dorfe. Gleich dem Ulissees denke ich entfernt von meinem Herde an meine treue Penelope. Das Du dann dies lesen, und Dir mich denken wirst, wie ich hier allein in einem kleinen Zimmer, beim Feuer des Cammins und einer freundschaftlichen Pfeife Tabak, die Bilder vergangener Zeit in meiner Seele zurückphantasiere, dieser Gedanke ist reizend und trostvoll. Ich sehe Deine Gestalt und meine beiden Kinder neben Dir, wie ich dann werde zurückkommen euch wieder umarme.

In Stockholm fand Schadow die ersten Reaktionen auf seine Briefe aus der Heimat. „Deine 3 Briefe habe ich alle auf einenmal erhalten“, lässt er seine Frau wissen. Es folgten noch zahlreiche Briefe Schadows nach Berlin, die vorzutragen den mir vorgegeben Zeitrahmen sprengen würden. Dennoch denke ich, haben die Briefauszüge uns eine weitere, sehr persönliche Seite Schadows offenbart. In seinen Lebenserinnerungen „Kunst-Werke und Kunst-Ansichten“ können wir noch einmal nachlesen: „Im Januar 1792 hatte ich die Reise beendet, übergab sogleich den ausführlichen Bericht und erhielt darauf am 18. Februar einen Bescheid.“

Der König zeigte sich sehr zufrieden mit Schadows Bericht und der angefertigten Zeichnung der neuen Statue von Gustav. Er erlaubte Schadow eine weitere Reise nach Paris, um sich dort unter Anleitung des Bildhauers Houdon mit den Vorteilen des berühmtesten Gießers Pelletier bekannt zu machen. Diese Reise fand aber wegen politischen Unruhen in Paris nicht mehr statt. Der Minister Heinitz untersagte Schadow diese Reise.

 

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Grußwort des Ministerpräsidenten Gerhard Schröder

zur Ausstellung „Weltbilder – ein west-östlicher Diwan“

in Pakistan im November/Dezember 1993

Die Begegnung von Orient und Okzident, die Aufforderung zum interkulturellen Dialog lässt sich in der niedersächsischen Kulturgeschichte schon früh nachweisen.

1779 schrieb Gotthold Ephraim Lessing in Wolfenbüttel seinen „Nathan der Weise“. Dieser Bühnenklassiker ist das erste Schauspiel, in welchem Humanitätsideale des 18. Jahrhunderts dargelegt werden. Das Stück spielt in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge und schildert den Wettstreit zwischen Christentum, Judentum und Islam, drei einander fremden und verfeindeten religiösen Kulturkreisen. Der Richter spricht in der berühmten Ringparabel jenen bemerkens- und nachahmenswerten Satz aus: „Es eifre jeder seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe nach.“ Lessing ruft also mit den Mitteln der Kunst zur Toleranz der Religionen und aller Menschen untereinander auf. Er bietet damit ein frühes Beispiel für die bedeutende Rolle, welche die Kunst in der Verständigung zwischen den Völkern spielen kann.

Trotz Aufklärung und weltweiter Kommunikation sind wir Menschen gegen Ende des 20. Jahrhunderts leider kein bisschen weiser geworden. Unverständnis und Ablehnung prägen auch heute noch das Verhalten vieler Deutscher gegenüber ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Der Staat, große Organisationen wie Kirchen und Gewerkschaften sowie viele weitere Organisationen suchen zwar engagiert den Dialog zwischen den Menschen unterschiedlichster Nationalität und Konfession, doch kommt dem persönlichen Engagement einzelner Persönlichkeiten, die sich dem Vermächtnis Lessings verpflichtet fühlen, bei der Annäherung von Menschen verschiedener Kulturkreise die weitaus größte Bedeutung zu.

Ich begrüße deshalb die Initiative der Schadow-Gesellschaft , die Ausstellung mit Werken von Amjad Ahmad und Alexander Schadow nach der Präsentation in Celle nunmehr in den Goethe-Instituten in Lahore und Karachi zu zeigen.

Beide Künstler, die sich über ihre persönliche Freundschaft hinaus auch durch eine gewerkschaftliche Kulturarbeit verbunden fühlen, haben sich – jeder auf seine Weise – der Welt des anderen angenähert. Sie beweisen sich damit als einfühlsame Botschafter des „humanitas“-Gedankens, schlagen Brücken zwischen den Kontinenten und tragen so zum Verständnis von Leben und Wirken in anderen Kulturkreisen bei. Dafür danke ich ihnen.

Ich wünsche der Ausstellung „Weltbilder – ein west-östlicher Diwan“ auf ihren Stationen in Pakistan viel Aufmerksamkeit und einen nachhaltigen Erfolg.

Hannover, im Oktober 1993

 

1988 erschien in der Celleschen Zeitung” von Dr. Georg Franzen, ein Essay zum 200. Geburtstag Wilhelm von Schadows

Poetische Malerei

Vor 200 Jahren wurde der Künstler Wilhelm von Schadow geboren. Wilhelm Schadow schien die künstlerische Begabung bereits in die Wiege gelegt zu sein. Als er vor 200 Jahren in Berlin das Licht der Welt erblickte, wurde sein Vater Johann Gottfried, gerade 24jährig, nach dem Tode Tassaerts zum Hofbildhauer in Berlin ernannt.

Wilhelm Schadow erhält von seinem Vater, dem berühmten Bildhauer den ersten Zeichenunterricht und besucht ab 1808 die Berliner Akademie.

1811 bekommt Wilhelm ein Italienstipendium und geht in Begleitung seines älteren Bruders Ridolfo nach Rom. Hier schließt sich Schadow dem Freundschaftsbund der Lukasbrüder um Friedrich Overbeck an. Wilhelm Schadow, Franz Pforr, Schnorr von Carolsfeld, Friedrich Overbeck, Peter Cornelius u.v.a., die später unter dem Namen „Die Nazarener" in Deutschland und Europa Berühmtheit erlangen, verbindet eine Künstlerfreundschaft und Bruderschaft, die bis heute seinesgleichen sucht.

Die Synthese von Bild und Symbol war für die Nazarener ein künstlerisches Ausdrucksmittel, welches aber nicht nur poetische Utopien aufzeigen sollte, sondern stets eine pädagogische Absicht verfolgte. Künstlerische und geistige Ideale sollten im Volk Verbreitung finden. Dieses Ideal fand Ausdruck in einem holistischen Weltbild, welches auf ein religiöses Einheitsverständnis von Natur, Mensch und Geist hinwies.

So wurden Freundschaftsthemen und Gleichnisse aus der Bibel und Mythen aufgegriffen, um das eigene Ideal darzustellen. Die Wiederbelebung eines solchen Weltbildes in der Kunst, in Anlehnung an die Meister des Quattrocento, war eine Reaktion auf die fortschreitende Desintegration des Menschen.

Da die zunehmende Technisierung bereits zu einer Veränderung beigetragen hatte und zu einem Wandel der religiösen, geistigen Werte und Normen führte, änderte sich auch die Stellung und Auftragslage der bildenden Künstler. Durch die Ausarbeitung poetischer und religiöser Thematiken wollten Schadow und die Nazarener darauf hinweisen, dass religiöse und poetische Ideale in einer künstlerischen Tätigkeit praktiziert werden können.

Diese geistigen Grundlagen waren die Voraussetzung für die Gruppenbildung der Nazarener in Rom. Das Gemeinschaftsleben der Künstler war mit der festen pädagogischen Absicht verbunden, durch gemeinsames Lernen und Arbeiten den Spuren der Alten Meister in Italien folgend poetische und religiöse Ideale unter Beweis zu stellen. Die künstlerische Vollendung sollte gefördert werden, so wurden gemeinsam Bildwerke besprochen und kritisiert.

Als Wilhelm von Schadow nach Deutschland zurückkehrt und 1819 eine Professur an der Berliner Akademie übernimmt und 1826 die Berufung als Direktor der Düsseldorfer Akademie annimmt, sind seine Jahre in Rom wichtige Erfahrungen, die seinem großen kunstpädagogischen Talent zugute kommen.

Die „Düsseldorfer Malerschule" wurde unter Wilhelm von Schadow weltweit berühmt. Aus zahlreichen Ländern zog es Kunststudenten nach Düsseldorf. Die Förderung des einzelnen in seinen ihm angelegten Begabungen war Schadow ein wichtiges Anliegen. Die Mitbegründung des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalens sprechen auch für Schadows Bestrebungen, Kunst in allen Ebenen zu realisieren.

Die Ehrendoktorwürde der Universität Bonn 1842 und die Erhebung in den Ritterstand unter dem Namen Schadow von Godenhaus 1845 sind Ehrungen, die ihm durch sein großes künstlerisches Wirken zuteil wurden.

Was Schnorr von Carolsfeld mit seinen Bilderbibeln gelang, gerade das Volk zu erreichen, gelang auf andere Weise auch Wilhelm Schadow. Die Ausmalung der Remagener Apollinaris-Kirche durch seine Schüler, die Beteiligung an den „Düsseldorfer Monatsheften" bezeugen das Bestreben einer umfassenden pädagogischen Wirkung.

Schadows eigene Bildwerke sind geprägt von einer poetischen Struktur. Voraussetzung für ein Bildwerk war der gute Gedanke, dadurch haftet seinen Bildwerken ein magischer Zauber an, denn mit der Idealisierung des Menschen lässt sich der Zugang zur bildnerischen Poesie schnell finden. Die Kraft des Guten, die aus der romantischen Gedankenwelt resultiert, ist zu-gleich auch die pädagogische Aussage, der Hinweis auf die anzustrebende Einheit aller Elemente.

Wilhelm von Schadows Werke sind heute in den Museen in Berlin, Düsseldorf, München, Hamburg und Hannover zu besichtigen.

Nicht die religiöse Intoleranz der Nazarener scheint der Grund für die späte Wiederentdeckung dieser großen Künstler zu sein, eher die Zeichen der Zeit und der geistige Wandel von der Reinheit der Empfindungen hin zur vereinfachten Betrachtung der Alltäglichkeit haben jene Gedanken verdrängt, die ein wichtiges Element für die Überlebensfähigkeit der Nazarenerkunst waren.

So verliert der Gedanke der Einheit schon Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung angesichts der Zergliederung von politischen und familiären Strukturen. „Der Künstler konzipiert das Kunstwerk mit allen Kräften seiner Seele, hier ist keine Scheidung der Elemente, der Phantasie, des Gefühls und des Verstandes denkbar, sondern alle wirken gleichmäßig.", schrieb Schadow.

Die sozialpsychologische Situation der damaligen Gesellschaft hatte jedoch das Gleichgewicht verlorenen, entfernte sich immer mehr von der Gedankenwelt Schlegels oder Schellings. Die Zeit spricht 1862, im Todesjahr Wilhelm von Schadow, bereits eine andere Sprache.

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